«Namen sind ungeschriebene Geschichte»

Die Seitengewässer

Vorbemerkung

Die nachfolgenden Ausführungen zu den Bächen schöpfen aus Oskar Kellers Beitrag im Werdenberger Jahrbuch 1999, 48-59: «Die Natur der Bergbäche Werdenbergs. Gebirgsbau, Klima und die gestaltende Dynamik des Entwässerungsnetzes» (Keller 1998), sowie, ebendort, aus der Bestandesaufnahme von Hans Jakob Reich «Bäche im Werdenberger Berggebiet. Bachporträts von A wie Aggerbach bis Z wie Züelbach» (Reich 1998; ibid. 18-47, mit zahlreichen Bildern und Karten).

«Vorgezeichnet durch den Gebirgsbau hat sich ein Entwässerungsnetz entwickelt, dessen ungestüme Bergbäche Furchen und Gräben, aber auch tiefe Tobel und Schluchten in die Bergflanken eingesägt haben. In der Werdenberger Gebirgslandschaft sind sie wohl die auffälligsten morphologischen Feinformen. Sie stehen in Gestalt und Art der Entstehung in starkem Kontrast zu den grossen Schuttfächern, die den Talrand der Rheintalebene prägen und deren Entstehung ebenfalls auf die intensive Tätigkeit der Bergbäche zurückzuführen ist. [...] Die deutlich in Erscheinung tretende Überlagerung des Grobbaus des Gebirges durch Feinformelemente sowie die Dynamik der fluviatilen Reliefgestaltung charakterisieren ganz allgemein das heutige, äusserst vielfältige Antlitz alpiner Bergregionen. Schliesslich fällt ein weiteres, völlig anderes Merkmal des Entwässerungsnetzes im Werdenberger Berggebiet auf. In ausgedehnten Arealen existiert dieses Netz scheinbar gar nicht, indem nebst den vielen oberflächlich abfliessenden Bergbächen weite Gebiete unterirdisch entwässert werden.» (Keller 1998, 48).

«Unterirdische Entwässerung stellt sich dann ein, wenn der Fels- oder Lockermaterialuntergrund so stark wasserdurchlässig ist, dass er das von den Niederschlägen oder Gewässern anfallende Wasser vollständig aufnehmen und durch ein Hohlraum-, Kluft- oder Spaltensystem ableiten kann. Alles in der Tiefe abfliessende Wasser kommt irgendwo wieder zum Vorschein. Die Frage ist nur wo? Viele, aber noch längst nicht alle derartigen Zusammenhänge sind heute erforscht und bekannt, kaum aber die verwinkelten Verläufe der unterirdischen Abflussbahnen. In unseren Gebirgszonen sind drei Gesteinsarten für unterirdischen Abfluss prädestiniert: 1. Schutthalden und Schuttkegel, die aus Kiesen und Steinanhäufungen mittlerer Grösse bestehen [...]. 2. Bergsturzmassen mit vorwiegend groben Gesteinsblöcken. 3. Festgesteinsschichten mit hohem Kalkanteil und einer durch die Gebirgsbildung verursachten stärkeren Klüftung, wobei das einsickernde Wasser Kalk löst, was die Durchlässigkeit steigert.» (Keller 1998, 55).


Im Berggebiet Werdenbergs ist unterirdische Entwässerung, meist durch Karstabfluss, weit verbreitet. - Aus: Keller 1998, 55.

Das Binnenkanalsystem

Der Vilterser-Wangser-Kanal wurde zu Beginn des 20. Jhs. im Rahmen der Drainierung der Rheinebene gebaut. Der Kanal beginnt in der Gemeinde Vilters-Wangs zwischen diesen zwei Dörfern, am Zusammenfluss von Grossbach und Vilterserbach. Er fliesst in Richtung Norden oder Nordosten und kreuzt die Autobahn A3 und die Eisenbahnlinien bei Sargans. Nördlich der Sarganser Au verläuft er parallel zur Eisenbahnlinie des Rheintals und nimmt rechts die Saar auf. Nachdem er Trübbach tangiert hat, ergiesst er sich in der Wartauer Rheinau, östlich des Weilers Sidenbom, in den Rhein (nach Wikipedia: Vilterser-Wangser-Kanal).

Der Werdenberger Binnenkanal wurde 1882-1886 erstellt (vgl. Abb. in WJ 1990, 111ff.); als Trägerschaft fungiert das Werdenberger Binnenkanal-Unternehmen. Er beginnt bei Sevelen, sammelt die Seitengewässer der Region nördlich des Trüebbachs und führt sie parallel zum Rhein in einem Abstand von einigen hundert bis tausend Meter; auch die Simmi ergiesst sich östlich von Gams in diesen Kanal. Dieser ist ca. 20 km lang; er mündet bei Lienz, zwischen Sennwald und Rüthi, in den Talfluss. Man vergleiche zu Vorgeschichte und Bau dieses segensreichen Werks ausführlich Reich 1989, 107-121.

Der Rheintaler Binnenkanal beginnt südlich von Sennwald dadurch, dass der Chelenbach oder Tornenbach zwischen Ögstisriet und Meder4 erfasst und kanalisiert weitergeführt wird. Über gut 2 km Länge westseitig des Werdenberger Binnenkanals verlaufend, nähert er sich diesem mehr und mehr an, bis die beiden Kanäle am Nordende der Gemeinde Sennwald, im Schluch2, über eine kurze Strecke Seite an Seite verlaufen. Hier kann mittels Wehranlagen das Wasser je nach Hochwassersituation von einem zum andern Kanal umgeleitet werden. Während der Werdenberger Binnenkanal bald darauf in den Rhein mündet, setzt der Rheintaler Binnenkanal seinen Lauf durch das St.Galler Rheintal nordwärts fort bis St.Margrethen, wo er schliesslich in den ehemaligen Flusslauf des Rheins, den Alten Rhein, eingeleitet wird.

Die Seitenbäche

Zur landschaftsgestaltenden Dynamik der Gebirgsbäche Werdenbergs im Zusammenspiel mit Gebirgsbau und Klima siehe grundlegend ebenfalls die Ausführungen des Geologen (hier: Keller 1998). Zu den Wartauer Bächen vergleiche man insbesondere Peter 1960, 39-51. Statt hier die Bachsysteme im Einzelnen ausführlich vorzustellen, kann auf die Darstellung bei Reich 1998, eine praktisch lückenlose Aufzählung, kartographische Darstellung und topographische Beschreibung der Werdenberger Bergbäche verwiesen werden (in: WJ 1999). Hier beschränken wir uns auf die blosse Aufzählung der Bachnamen. In Klammer folgen auf einen Bachnamen gelegentlich weitere für dasselbe Gewässer, meist Teilstrecken, gebräuchliche Namen. Wer sich für die Fliessgewässer im Einzelnen interessiert, kann sie im Werdenberger Namenbuch (in den Bänden 1 bis 6 bzw. in der Kompaktausgabe im Namenteil) und nun auch auf dieser Website sämtlich nachschlagen; dort werden sie beschrieben und in die näheren naturräumlichen Zusammenhänge gestellt. In Werdenberger Namenbuch, Band 7 (Lexikon) wiederum findet sich unter dem Stichwort Bach die Sortierung aller werdenbergischen Bach-Namen nach sprachlich-formalen Kriterien.

Wartauer Bäche
Westgruppe, Palfris (mit Entwässerung ins Seeztal; Aufzählung von W nach O): Tobelruns, Milchbach, Hinder Schreienbach, Vorder Schreienbach, Runenbergbach, Rütiguetgraben, Tschuggnerbach, Follabach.

Wartau, Rheintalseite (Aufzählung ab jetzt von S nach N): Luterbach, Trüebbach, Lochbach, Wislibach, Hinder Trüebbach, Gapleinabächli (Prataladabach), Gatinabach, Malanser Bach (Schrinabächli), Saschelabach (Haberbüntlibach), Mülbach (Tobelbach/Schaner Bach1), Quellbach, Läuibach, Refinabach, Gretschinser Bach (Töbilibach, Giranggabächli), Putelgraben, Schaneralpbach (Seveler Bach, Schaner Bach2, Stoggenbach).


Der Ausfluss des Tankgrabens in der Talebene nördlich der Cholau unweit der Seveler Grenze.

Seveler Bäche
Löchlibach, Heldbach (Sägenbach), Sevelerbergbach (Tüerbach), Stoggenbach, Falferorbächli (Steig­bächli, Amatnezbächli, Tuerichner Bächli, Glatbach), Muserbächli (Lognerbach), Ifelgupbächli, Amasorabach (Röllbach), Saar1, Tobelbach (Buchser Bach), Altsessner Bach, Geissbach, Ärbserenbach.

Buchser Bäche
Löchlibach, Wettibach.

Grabser Bäche
Buchserberghang und Studner Berg: Logner(-Bach) (Gästelenbächli1), Studnerbach (Läuibach), Grossstudenbächli.

Dorf: MĂĽlbach (Chlin Bach).

Grabser Berg: Walchenbach (Grabser Bach), Muntlerentschbächli, Muntlerentschbach, Gogenbach, Chalthusbach, Walchenbächli (Ilsbächli), Vorder Schlussbach (Tolenbächli, Fulenbach, Eggbach, Friggsbach), Hinder Schlussbach (Rieterenbach, Wüestibach, Guschibach, Lehnbach1, Firstbach), Weibelaggerbächli (Grundbächli), Mammetbächli (Stoggenbach), Gästelabächli2 (Feldbächli), Wislibächli (Äräggällbächli), Werdenbächli (Salslittenbach), Büntlibach, Tschilsbach, Bruggbach, Striggerenbach (Plenabach), Räppenenbach, Bluetlosenbach, Schwendibach, Saleggbach, Badweidbach.

Alpgebiet: Langgnerbach (Luchbodenbach), Isisizbach, Nausbach, Ischlawizerbach, Hagersrietbächli, Kurhusbächli, Risiwaldbächli, Rot Bächli.


Hier, im Geländewinkel zwischen Studner Berg (links) und Grabser Berg, vereinigen sich Walchenbach (links) und Schlussbach. In Bildmitte links aussen beginnt die künstliche Ableitung des seit Jahrhunderten gewerblich genutzten Kanals namens Mülbach oder Chlin Bach.

Gamser Bäche
Simmi, Heldbach, Burstelbach, Aubach, Rütibach (Aggerbach1), Dreinamenbach (Dorfbach, Busterbach, Sägenbach), Chretzibach1 (Möslibach, Wettibach), Hardeggbächli (Busterbach), Afagristbächli, Felsbach, Gasenzenbach (Läuibach, Badlöcherbach, Suweidbach), Grenzbach (Züelbach), Walchenbach.


Der Gasenzenbach vor dem Schönenberg, von der Brücke bei der Säge aus gesehen.

Sennwalder Bäche
Igadeelbach (Rofisbach1), Farbbach, Farnenbach, Nasseelbach, Rotenbächli, Huebbach (Amalerva­bächli), Rutzenbach (Remsenbach, Mülbach1), Schlipfbach (Lindenbach), Bonenlochbach (Äggerlibach, Haldenbach), Chelenbach (Schmelzibach), Chobelbach2, Breitläuibach (Gloggerbach, Chobelbach1), Tobelchengelbach, Mülbach3 (Sägen­bach), Rohrbach (Gel-Chengel), Steinenbach, Schindlerenbach, Bofelbach.


Am Sennwalder Berg: Der MĂĽlbach, ein Seitenarm des Steinenbachs, unter der BergmĂĽli.