«Namen sind ungeschriebene Geschichte»

ARCHIV ZUR RUBRIK «NAME DES MONATS»

1. Prapafir

(Wartau)

Wo liegt Prapafir? In der Gemeinde Wartau, und dort gleich zweifach: Einmal als ein grösseres Stück einstigen Wieslandes im flach ansteigenden Gebiet zwischen den heute praktisch zusammengebauten Dörfern Trübbach und Azmoos, über der Verbindungsstrasse, im Azmooser Feld (über dem Feldwingert und Langagger, unter Gamsabeta). Dann auch als Wiese westlich über Malans, von den obersten Häusern des Dörfchens an ziemlich steil ansteigend. Und noch ein weiterer Name in der Gemeinde Wartau ist hier zu nennen, der mit Prapafir sprachlich zusammengehört, nämlich Pafeier, eine kleine Wiese nordwestlich hinter Gretschins, in einem Einschnitt des Grestawäldlis, das sich längs dem Gretschinser Riet hinzieht.

Wir befinden uns an allen drei Orten in uraltem Siedlungsland. Namentlich das Dörfchen Malans (sowie auch das gleichnamige stattliche Bündner Dorf) trägt einen besonders alten Namen: dieser weist in vorchristliche, vorlateinische Zeit zurück, bestand also schon vor der römischen Eroberung. Der Name Malans konnte bisher noch nicht gedeutet werden, denn die sprachlichen Verhältnisse jener Epoche sind nur ungenügend bekannt.

Anders verhält es sich bei den Namen Prapafir und Pafeier: Sie sind sicher romanisch, also lateinischen Ursprungs. Und romanisch (oder churwälsch) sprachen die Vorfahren der heutigen Wartauer während weit mehr als einem Jahrtausend, bis ins Hochmittelalter. Betrachten wir also diese Namen etwas näher.

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2. Federen

(Sevelen)

Wer in der Alp Imalschüel bekannt ist, der weiss vielleicht auch, wo die Weidehalde namens Federen zu suchen ist. Westlich über den Obersess-Alpgebäuden steigt sie, im unteren Teil flacher und nach oben steil, gegen das von Felswändchen durchsetzte Steilgebiet Chrutplangge hinan, etwa von 1750 bis 1900 m über Meer. Darüber erhebt sich der Berggipfel Gärtlichopf. Obwohl die Bezeichnung in der Federen mundartlich transparent zu sein scheint, liegt der Fall bei näherer Betrachtung nicht so einfach. Mundartlich Federe jedenfalls (als ‘Hühnerfeder’, ‘Bettfeder’, ‘Nutfeder’ oder ‘Schreibfeder’) scheint kaum aussichtsreich für eine plausible Deutung. Die Erklärungsversuche gehen denn auch recht weit auseinander.

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3. Föseren

(Buchs)

Wer zur Sommerszeit in die Buchser Badi radelt, überquert auf der Rheinaustrasse (die früher ein Fahrweg war und Maladorfner Rheinweg hiess) die Bahnbrücke, fährt durch die Felder, welche älteren Buchsern als Maladorfner Hanfland bekannt sind, überquert den Kanal und taucht in den Auenwald ein. Dieser füllt hier den Raum zwischen Binnenkanal und Rhein ganz aus. Das Strässchen zum Schwimmbad zweigt nun nordwärts ab, und wir sind im Gebiet, das Föseren heisst. Rodungen haben das Waldgebiet längst geschmälert: nordwärts das Bad, weiter südlich das Fussballgelände und der Reitplatz. Auenwald, Kanal, Rhein, das sind die Nachbarn des Gebiets Föseren. Sie alle haben mit fliessendem oder stehendem Wasser zu tun. Da passt der Name Föseren gut hinein. Derselbe Name findet sich auch etwas weiter oben, auf Seveler Boden, im Gebiet der heutigen Autobahnraststätte. Das Föserenwasser ist dort ein kürzerer Grundwasserbach mit zwei Armen.

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4. Logner

(Grabs)

Der Bach dieses Namens entspringt in der Bellwiti im Buchser Hochwald, fliesst am oberen, nördlichen Buchser Berg durch das Waldgebiet Lochbrunnen, durchquert dann im Steilhang auf Grabser Boden, östlich von Herzenberg, das Herzenbergtobel und das Hagmanstobel. Zwischen Schuelguet und Ober Gatter, im Winkel zwischen Buchser Berg und Studner Berg, lässt er den Bergwald hinter sich, kommt dabei bei Belenbach dem Studner Bach bis auf gut hundertfünfzig Meter nahe, setzt dann aber den Lauf nordostwärts über Under Gatter, Ritsch und Lims fort, wogegen der Studner Bach sich ab Belenbach nordwärts wendet. In der Talebene angekommen, vereinigt sich der Logner im Stadtner Riet mit dem Funtenerlabächli und wird zum Lognerkanal. Dieser mündet kurz darauf, in der Fegeren, in den Wettibach, der weiter nördlich in den Binnenkanal einbiegt. Der Name Logner kommt, wiederum als Bachname, auch in der Gemeinde Sevelen sowie in Satteins im Walgau vor. Ihm sind viele gelehrte Erklärungen zugedacht worden, die sich allerdings als falsch erwiesen haben. Seine wirkliche Herkunft liegt viel näher.

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5. Gamschol

(Gams)

Das Gebiet dieses Namens, Weide- und Wiesland, liegt zwischen Gasenzen und Sax, beidseits des Gasenzenbachs – dort, wo die Gemeinden Gams und Sennwald zusammenstossen. Es ist meist eben, teils auch leicht ansteigend, grenzt südwärts an Usserbach und Brugg, ostseitig an Fuesswasser und Chäsere, nördlich an den Züelbach, aufwärts an Hülsch, Geissbüel und Zellersbüel. Hierher wallfahren die Gamser am Auffahrtstag in feierlicher Prozession, um sich die «Stockpredigt» anzuhören und der Glaubenstreue ihrer Voreltern zu gedenken, die hier – wie es die fromme Überlieferung will – in der Reformationszeit nur dank den Ermahnungen eines alten Mannes nicht vom alten Glauben abfielen. An dieser Stelle wollen wir uns allerdings nicht mit jenem idealisierten Geschehen befassen – dazu lässt sich in Werdenberger Jahrbuch 2013, S. 214, nachlesen. Uns geht es hier um das Namenwort Gamschol.

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6. Chobel

(Sennwald)

Wer in der Deutschschweizer Flurnamendatenbank www.ortsnamen.ch den Namen Kobel eingibt, dem präsentiert sich auf der Schweizerkarte ein enges Verbreitungsbild von rund 17 Fällen in einem Dreieck zwischen Uzwil, Berneck und Sennwald. Startet man die Suche unter Chobel, kommt noch ein Fall in Flums dazu, ferner drei im Prättigau und einer in Arosa. Die kräftigste Ansammlung finden wir mit fünf Fällen (samt vielen Zusammensetzungen) allein im Raum Sennwald.

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7. Azmoos

(Wartau)

Was ein rechter Werdenberger ist, der weiss, dass man mundartlich korrekt «Atzmes» sagt – mit Betonung des «A». Die von der Schriftform abgeleitete Aussprache mit umgestellter Betonung auf «-moos» ist jung. Die älteste bekannte Erwähnung des Namens 1414 schreibt «atzmans»; 1531 erscheint dann bereits «Atzmas». In einem Beleg von 1737 stossen wir erstmals auf die Schreibung «atzmoos» als Vorläufer der heutigen offiziellen Form. Doch dieses «-moos» wirkte sich noch lange Zeit nicht auf die Sprechform aus: erst in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. beginnt es in der Aussprache hervorzutreten. Denn heute glauben viele Leute, die Schriftform sei massgebend auch für die Aussprache, und halten dann die hergebrachte Mundartform eher für «falsch» - in Anlehnung an die von der Schule vermittelte Dominanz des Hochdeutschen über die Mundart. Diese lässt sich allerdings nicht unbesehen auf unsere Geländenamen übertragen. Hier ist Klärung angebracht.

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8. Falisär

(Sevelen)

Heute begeben wir uns in die Alp Imalschüel. Diese bildet im tiefen Einschnitt zwischen Buchser und Seveler Berg eine riesige Hangmulde, die von den Gipfeln Fulfirst, Gärtlichopf, Chrummenstein und Chlin Alvier nach oben abgeschlossen wird. Obgleich ganz auf Seveler Territorium liegend, gehört die Alp seit alters der Buchser Ortsgemeinde. Entwässert wird sie durch die Bäche Altsessbach, Schwarzen Bäch und Inggarnolbach, die sich unten im Alpgebiet trichterförmig vereinigen und in das Tobel des Tobelbachs nordostwärts auslaufen. Ganz im Süden dieses grossen Trichters, etwa 550 m südlich der Imalschüeler Undersesshütte, von der Rindlihalde zum Schöntobel ansteigend, liegt Falisär, auf rund 1450-1550 m: Eine langgezogene Mulde im Steilhang zwischen dem Inggarnolbach und dem südlichsten Arm der Schwarzen Bäch, die ostseitig flankiert wird von der Breitegg und den Roten Platten, am Fuss des wilden Felsabbruchs namens Inggarnol. Über diesem dehnt sich, weithin sichtbar, die Alp Inarin aus.

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9. Bofel

(Buchs)

In der Talebene zwischen Oberräfis und Burgerau, östlich der Bahnlinie, liegt das Wies- und Ackerland, welches seit alters Bofel genannt wird. Schon im Buchser Urbar von 1484 (S. 15) heisst es: «… vnd dann by dem Ryn vff vntz [= bis] obnen vff den Bofil vnd denn zwischen dem Bofil vnd dem guot das haisst die Waid hinuff». Und in einer Urkunde von 1488, in der ein Güterverkauf festgehalten wird, steht: «Jtem Hans und Crista die Sennen gebrüder Jr guot genant Waid obnan uffem Bofil och jn Buxer kilchspel gelegen». Die Zitate bezeugen also für erwähnten Raum die Nachbarschaft der beiden Namen Bofel und Weid. Diese stehen, wie wir weiter unten sehen werden, auch sachlich in enger Beziehung zueinander. Bis heute überlebt hat als Name nur Bofel; die Bezeichnung †Weid ist dort als Name nicht mehr bekannt.

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10. Amasis

(Grabs)

Verlässt man auf der Fahrt an den Grabser Berg das Dorf im Cholplatz, dem obersten Quartier, dann wendet sich die Bergstrasse gleich bei der Brücke über den Walchenbach gegen Norden und zieht sich langsam den steilen Fuss des Berghanges nordwärts hinauf. Nach rund 500 m wird das Gelände über der Strasse flacher. Hier breitet sich eine einladende, langgezogene Geländeterrasse mit einigen Heimwesen aus. Das sicher seit alter Zeit besiedelte Gebiet heisst Amasis (gesprochen: Amasiis - der Name ist auf der letzten Silbe betont). Geschrieben wurde es traditionell als Masis. Es zählt zu den schönsten und zweifellos sehr früh urbarisierten Lagen am unteren Berghang. Dass hier die Kirche von Grabs Güter besass (wahrscheinlich seit alter Zeit), ist daher nicht zu verwundern. Die Kirche von Grabs gehört zu den ältesten Gotteshäusern in der weiteren Umgebung; sie ist schon im 6. Jahrhundert nachgewiesen. Ihr Grundbesitz war infolge ihres Alters und der Grösse der Gemeinde bedeutend: Die Güter von 64 Haushaltungen waren ihr eigen; dazu kamen noch Gültbriefe; ferner das ansehnliche Eigentum der Pfrund, das von seinem Inhaber, dem Pfarrer, direkt genutzt wurde. Noch 1734 heisst es in einem landvögtlichen Schreiben: «… in einem zur Pfruend Grabs gehörigen Stuckh Guet Amma seis genamt». Und 1735 steht in einem Schuldprotokoll: «Ein Höffle samt dem Stadel genamth Ama seis, gegen Abend und gegen Mitnacht an das Pfar höffle». Noch im 20. Jahrhundert wurde das nördlichste Haus dieses Weilers Höfli genannt (auf der Karte als Höfli3). Das eben erwähnte Pfarrhöfli gehörte also zum Kirchengut. Hof-Namen gibt es übrigens in unseren Gemeinden sehr häufig; sie weisen zurück auf Besitzungen eines (weltlichen oder geistlichen) Grundherren. Vor diesem Sachhintergrund lässt sich der Name Amasis einer plausiblen Deutung zuführen.

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11. Chretzibach

(Gams)

Die Bezeichnung Chretzibach kommt in der Gemeinde Gams, am Hinderberg, zweifach vor. Zum einen als Name eines Baches, zum anderen als Bezeichnung eines Weilers nördlich vom Büel und südlich vom Wolfsagger, über dem Wiesland namens Bruedermäl. Das Fliessgewässer Chretzibach1 fliesst aus dem Gebiet Chamm (östlich der Stoggweid) in südöstlicher Richtung herunter bis unter den gleichnamigen Weiler; unter Bruedermäl unterquert es die Wildhauserstrasse, wird von dort an Möslibächli genannt und ist fortan teils eingedolt; als Wettibach fliesst es schliesslich in den Dorfbach. Droben im Weiler Chretzibach2 kreuzen sich seit alter Zeit die Wege, führen in alle Richtungen. Es ist augenscheinlich, dass der Name ursprünglich dem Bach galt und erst dann auf die an dessen Lauf liegende Siedlung übertragen wurde. Doch woher stammt der Bachname?

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12. Grista

(Sennwald)

Wer vom Dorf Sax her auf der Gemeindestrasse gegen Frümsen hinunter fährt, gelangt zwischen Amalerva und Stig2 zu einer markanten S-Kurve, die auf der Talseite mit Häusern gesäumt ist. Hier heisst es «Grista». Der obere Teil der S-Kurve wird «Gristarangg» genannt, während die untere Kehre «Lochrangg» heisst. An dieser Stelle überwindet die Strasse dank der Doppelkrümmung rasch den untersten Teil eines Hügelkamms, der sich von oben entlang dem Schlipfbach ostwärts herunterzieht und unterhalb Grista in das Flachland bei Erle1 und Stoggen1 ausläuft. Den Namen «Grista» wollen wir hier näher betrachten.

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13. Palfris

(Wartau)

Das weitläufige Alpgebiet hinter dem Chamm, südlich von Gauschla und Alvier, ist weit herum bekannt - eine langgezogene gewellte Terrasse, zum Seeztal abfallend und in steilen, trichterartigen Tobeln dorthin entwässernd. Sie wird auch von dort aus mit einer Seilbahn erschlossen, während das Alpsträsschen von Oberschan her kommt. Grob wird das Gebiet eingeteilt in Vorder- und Hinderpalfris sowie Alpili. Es umfasst die Einzelsennereien (von hinten nach vorn): Alpili, Stralrüfi, Forggili, Müllerighütte (auch Althus genannt), Geissegg, Vorderpalfris, Hirtenhütte (Alpenrösli), Waldguet, Rütiguet, Chammboden, Tschuggnersess, Ober und Under Steinersess.

Der nordwestliche Teil der Alp, Hinderpalfris, war jahrhundertelang durch Walser dauernd besiedelt; deren Anwesenheit in Wartau ist erstmals bezeugt im Sarganser Urbar von 1398 (für Matug); Palfris erscheint 1414 erstmals als Walsersiedlung. Noch heute steht auf Hinderpalfris das 1409 errichtete Rathaus der gefreiten Walser. Diese haben dann aber später ihre hochgelegenen Wohnstätten verlassen und sind in der übrigen, vormals romanischen Bevölkerung aufgegangen. Der Umstand, dass in der älteren Wartauer Mundart der Ausdruck «Pilfriiser» für ‘Grobian, Mensch von rohen Manieren’ bekannt war, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Meinung der alteingesessenen Wartauer über die zugewanderten Kolonisten.

 

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14. Grüzimues

(Sevelen)

Ein eigenartiger Name! Erinnert er nicht unwillkürlich an einen Haferbrei? Doch nein, es handelt sich ja um eine Geländebezeichnung: Die Seveler bezeichnen damit ein Stück Wies- und Ackerland nordwestlich des Dorfes, im südlichen Glatnerriet, also in der Talebene unweit des Berghangs, unter Sponna und Felggaua. In älterer Zeit war hier Riedland, ein Umstand, der bei der Suche nach der Herkunft des Namens im Auge zu behalten sein wird.

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15. Grof

(Buchs)

Südlich des Zentrums von Buchs, gegen Röll und Frol hinauf, liegt die Grof. Es ist ein heute völlig überbauter ausgedehnter, aber junger Siedlungsraum; bis ins 19. Jh. war hier ein bedeutendes Anbaugebiet. Von der alten räumlichen Unterteilung in Chlin Grof und †Gross Grof ist nur noch die erstere lebendig; die letztere, ausgestorbene, entspricht gebietsmässig der heutigen Grof. Das Namenwort Grof kommt auch in mehreren, heute meist ausgestorbenen Geländenamen im gleichen Raum vor: Nördlich beim Altendorf, eine Stelle namens Grofbühel, offensichtlich ehemals eine kleine Erhebung, die mittlerweile abgetragen worden ist. An ihn erinnert noch die Quartierstrasse Grofbühelstrasse. Das Gebiet bei der Sekundarschule, an der heutigen Groffeldstrasse, wurde älter allgemein Groffeld genannt. Weiter gab es, nicht näher lokalisierbar, ein †Grofergässli sowie eine †Groferhofstatt: in beiden Fällen ist wohl von einem älteren Grundnamen *Grofere(n) auszugehen.

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16. Inggeriäls

(Grabs)

«Moorn gummer denn is Riet!» So sprach unsere Mutter. Es war in den 1950er Jahren. Wir wohnten am Grabser Berg, am First, und weit unten im Grabser Riet, im Gebiet Inggeriäls, hatten wir einen grossen Acker. Dieser musste bestellt werden: Saatkartoffeln stecken, später die Zeilen falgen und häufeln, dann ernten. Der Vater war als Schreiner weniger abkömmlich für die Feldarbeit. Diese war daher vor allem Sache unserer Mutter, und wir Kinder hatten selbstverständlich mit anzupacken. Da man damals noch kein Auto hatte, mussten wir mit dem Handwägelchen die rund vier Kilometer von daheim bis nach Inggeriäls hinab zu Fuss zurücklegen. Das war bei uns Kindern recht unbeliebt, vor allem, weil das ratternde Gefährt mit seinen eisenbereiften Holzrädern einen ziemlichen Lärm machte, was uns auf dem langen Weg durch das Dorf recht peinlich erschien – obgleich solche Fahrten damals noch allgegenwärtig waren. Zur Erntezeit im Herbst kam dann Mutters ältester Bruder, der Vetter Ueli, mit Ross und Pflug mit ins Riet, um die wertvollen Knollen hervorzupflügen. Dann hiess es emsig Kartoffeln aus der Erde klauben, auflesen und in Säcke abfüllen. Ein kleiner Imbiss unter dem grossen Kirschbaum gehörte auch dazu. Gegen Abend dann zog Diana, das geduldige Ross von Vetter Ueli, die gewichtige Ladung hinauf an den First, wo die «Herpfel» als wichtige Nahrungsgrundlage den Weg in den Keller fanden.

Das Gebiet Inggeriäls östlich des Dorfes Grabs im Dreieck zwischen Grabser Bach und Werdenstrasse umfasst einen bedeutenden Teil des Grabser Riets. Es enthält Wiesen und Äcker, stösst nordwärts an das Witiriet, südlich an das Gebiet Wässerten, gegen Osten an das Ochsensand. Der Name Inggeriäls hatte für mich stets einen besonderen Klang. Natürlich schon wegen der erwähnten persönlichen Erinnerung. Aber auch seine markante Lautgestalt erschien mir, seit ich mich erinnern kann, als besonders wunderlich – fremd und vertraut zugleich. Was mochte in ihm stecken? Gehen wir also der Frage nach.

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17. Afasteig

(Gams)

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Ortsnamenwelt, dass da und dort in derselben Gemeinde Namengruppen auftreten, welche durch ihre teilweise äussere Ähnlichkeit auffallen, ohne dass sie im übrigen zusammengehören müssen. So kennt man etwa in Grabs mehrere Namen, die mit Iver- beginnen (Iverplut, Ivertschell und Iverturst), oder in Wartau die vielen Ortsbezeichnungen auf Fer- (Ferdieris, Ferdurn, Fereitis, Ferfiggs, Ferfingis, Fergasis, Fergeilis, Fergfal, Fergfreisch, Fergrolis, Ferlüls, Fermärsch, Fermeil, usw.), in Sevelen die Fälle mit Fal- (Falfaschnea, Falfermues, Falferor, Falisär, Falnätscha, Falpilär, Falschnära), in Sennwald eine Reihe von Namen auf Iga-/Igi- (Igadeel, Igatschier, Igiditsch, Igischätz). Auch Gams steht hier nicht abseits; bekannt ist hier etwa ein Trio von Afa-Namen, nämlich Afaggeia, Afagrist und Afasteig. Nun wird der unvoreingenommene Laie wohl zunächst annehmen, dass das gemeinsame Element dieser Gruppen, also die Elemente Iver-, Fer-, Fal-, Ig- oder Afa-, sich überall gleich erklären lasse, also auf identische Herkunft verweise. Dies kann zwar stimmen, ist aber keineswegs automatisch der Fall. Sie sind vielmehr zum Teil erst nachträglich in einen Namen hineingeschmuggelt worden, in Anlehnung an ein Vorbild (einen meist örtlich benachbarten Namen), der dieses Element ursprünglich trug. Wenn ein Name in dieser Weise durch äussere Einwirkung in seinem Entwicklungsgang «gestört», auf ein anderes Gleis geschoben wird, spricht der Fachmann von «Ablenkung». Eine solche hat auch bei unseren Gamser Namen auf Afa- stattgefunden. Wie, soll hier gezeigt werden. Doch stellen wir zunächst alle drei Namengebiete vor.

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18. Lögert

(Sennwald)

So heisst ein Dorfteil von Sennwald, der oberhalb der Staatsstrasse, auf dem Schuttfächer des Steinenbachs, gelegen ist. Es handelt sich um Wiesland und teils alte Häuser am Strässchen, das von Ögstisriet gegen den Strigg2 hinaufführt. Das Gebiet wird geschieden in Underlögert und Oberlögert. Im Sprachgebrauch der Einheimischen heisst es «der Lögert», «im Lögert». Die Bedeutung des Namens liegt nicht unmittelbar auf der Hand, wiewohl er nicht eigentlich fremd tönt. Schon vor über hundert Jahren wurde über seine Herkunft nachgedacht. 

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19. Gapruesch

(Wartau)

So heisst eine mässig ansteigende Wiese südlich von Malans. Sie liegt über der Strasse, die von Azmoos her kommt, zwischen dem Gatinabach im Süden und dem Gerschelisbach im Norden, hinter Fanela und unter Partana2. Der Name wird ohne Artikel verwendet: «me goot ge Gapruesch», «döt job ischt Gapruesch». Urkundlich tritt der Name erstmals im Helvetischen Kataster Wartau von 1801 auf, dort als «Gebrusch» und «Gabruosch». Dass die Bezeichnung nicht deutscher Herkunft ist, erkennt man leicht. Aber was steckt in ihr?

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20. Falschnära

(Sevelen)

Unten am vordersten Seveler Berg, in einer Mulde südlich des Hügelsporns Ansa, unweit nördlich der Wartauer Grenze, liegt das Gut dieses Namens. In Sevelen wird er als Felschnära ausgesprochen, von Wartau her Ferschnëra. Geschrieben wird die Ortsbezeichnung in Sevelen heute als Valschnära. Dagegen lauten die älteren urkundlichen Belege noch durchwegs auf Fer-: 1570 Färrschnärren, 1709 auffer schneren, 1752 ferschnären und noch 1801 verschnären. Es tauchen also erste Zweifel auf an der heute wohl allgemein verbreiteten Meinung, der Name enthalte das romanische Wort val ‘Tal’, also wie in Ifelgup (Valcup) in Sevelen. Zwar würde die Lage des Gutes Falschnära in einer talartigen Mulde ja durchaus zu dieser Annahme passen. Aber der Umstand, dass es älter eben Fer- hiess und dass auch die Wartauer Nachbarn auf dieses Fal- oder Val- nicht eingegangen sind, weist doch ganz in die Richtung dieses Zweifels.

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21. Bellwiti

(Buchs)

Ein ausgedehntes Waldgebiet am obersten Buchser Berg, eher schattenhalb gelegen auf 1320-1400 m Meereshöhe, hinter dem Imalbuner Undersess und nordwestwärts bis an die Grenze zur Gemeinde Grabs sich erstreckend, etwa 800 m östlich ausserhalb des Talgrundes der Grabser Alp Ivelspus. Der Einheimische sagt «in der Bellwiti»; er erkennt also den Namen als Zusammensetzung von (unbekanntem) Bell- und dem deutschen Wort Weite, bzw. mundartlich Witi, letzteres zu übersetzen als ‘weites, offenes Feld’, auch ‘Waldlichtung, freier Platz im Wald’. Das Namenelement Bell- dagegen ist nicht auf Anhieb zu erkennen – ja, es bleibt sogar unklar, ob es deutsch oder romanisch sei. Zunächst bleibt da viel Raum für Spekulationen.

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22. Impelwiza

(Grabs)

Wer über den Grabser Berg dem lieblichen Voralpsee entgegenfährt, durchquert das Maienbergli, das Impelwiza heisst. Wenn er nämlich die obersten Häuser von Muntlerentsch und Amadang hinter sich hat und in das steinige Waldgebiet Guferen hineinfährt, liegt auf 1040 m Höhe das Berggut Impelwiza als kleine flache, rechteckige Waldlichtung mit einem Stallgebäude in der Senke direkt an der Strasse. Das westwärts darüber ansteigende Maienberggebiet heisst im Furt. Urkundlich ist Impelwiza erstmals bezeugt im Grabser Urbar von 1463, auf Seite 13: «Item Zeblewetzen sind wir gangen jn den weg».

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23. Bruedermäl

(Gams)

Der auffällige Name haftet an einem Heimwesen am unteren Hinderberg. Dieses liegt rund 500 m südwestlich der Kirche, über der Wildhauserstrasse und unter dem Weiler Chretzibach, zwischen Müllerhus und Gensrüti. Das Gelände ist im mittleren Teil des Gebiets flacher. Die Bezeichnung hat zu vielen Spekulationen Anlass gegeben, und der Volksmund hat sie mit sagenhaften Ereignissen ausgeschmückt. Dass diese Geschichten den Weg zum Ursprung wirklich weisen können, ist wenig wahrscheinlich: Geschichten können auch nachträglich entstanden sein, um eine Erklärung zu konstruieren. Beginnen wir also die Suche.

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24. Mordla

(Sennwald)

Diesen eigenartigen Namen trägt eine Wieslandfläche in der Talebene östlich von Frümsen, südlich des Weilers Büsmig. Sie liegt direkt am Rand des Schlosswaldes, links neben dem kanalisierten Bachlauf namens Fuchsbrunnen. In der Umgebung finden sich viele Namen, in denen «Mad», «Burst» oder «Riet» enthalten sind. Das lässt schon den Ortsunkundigen darauf schliessen, dass hier, am Rand des Bergsturzgebietes, in älterer Zeit nicht nur Mähwiesen, sondern auch ausgedehnte Flächen mit borstigem Riedgras und feuchte Sumpfwiesen vorherrschten - das typische Bild weiter Teile unserer Talebene in älterer Zeit. Hier also liegt Mordla … Schwingt da nicht ein Hauch von «Mord und Totschlag» mit? Was dachte sich wohl der einsame Fussgänger, der auf dem Weg von Salez zum Büsmig an diesem Ort vorbeischritt, am Waldrand, weitab von menschlichen Siedlungen? Doch ist dieser makabre Eindruck gerechtfertigt? Oder handelt es sich da bloss um einen zufälligen Anklang?

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25. Fies

(Wartau)

So heissen ausgedehnte Güter südwestlich über Oberschan, unter Plans und Salums, beim Kurhus Ufstig. Das Gebiet ist im unteren Teil steiler, im oberen bildet es eine flache Geländestufe. Gleich wie die umgebenden Hanggüter (Reggella, Plans, Fereitis, Gernolf usw.) ist auch Fies aus dem umgebenden Mischwald herausgerodet worden. Der Name (der in jüngerer Zeit auch als Vies geschrieben wurde) hat zu mannigfaltigen Spekulationen geführt. Sie sollen hier samt der richtigen Erklärung kurz dargestellt werden.

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26. Flusa

(Sevelen)

So heissen Güter am oberen Seveler Berg, in mässig abfallendem Gelände, südöstlich unterhalb des Weilers Hüseren, hinter dem Büel3 (Wisbüel) und unterhalb der Bergstrasse. Das Gebiet auf 880 bis 980 m ü. M., das in Under und Ober Flusa aufgeteilt wird, ist auf drei Seiten von Wald umgeben. Unterhalb von Flusa, ost- und nordseitig, zieht sich horizontal ein langgezogener Felsabsatz, Flusastein genannt, durch den Bergwald, vom Chessler südwärts bis ins Steigholz.

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27. Luna

(Buchs)

Wer auf freier Höhe über die Alp Imalbun hochsteigt, um den Margelchopf zu erklimmen, der durchquert über dem Steilgelände des Obersess den Hangrücken des Tossen und gelangt südlich vom Hanenspil zum Lunabrunnen. Hier öffnet sich der Blick nach Norden auf den mächtigen Einschnitt, der den eben überwundenen Höhenrücken von der weiter nördlich ebenso frei hochragenden Alp Gampernei (Grabs) trennt. Unmittelbar rechts neben und unter sich sieht er, zwischen Hanenspil und Forenchopf, eine terrassenartig gestufte Alpweide in weiter Mulde. Dieses Weidegebiet unmittelbar unter der östlichen Seite des Margelchopfs heisst Luna. Es bildet die südliche Flanke des erwähnten mächtigen Einschnitts zwischen Tossen und Gampernei. Unter der Luna fällt das Gelände, sich verengend, nordostwärts in das Alptal von Ivelspus (Grabs) ab. Das Weidegebiet Luna liegt auf 1600 bis 1900 m und wird unterschieden in Under und Ober Luna. Südwestwärts steigt es zu den Weideterrassen Bi den Seeli sowie zur Glanna und zum Isisizgrat an.

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28. Anggalrina

(Grabs)

Das Gebiet mit dem fremdartig-vertrauten Namen Anggalrina umfasst steile Berggüter am oberen Studner Berg, unterhalb von Jakoblis Weid und Scherersweid (beim Langen Stall), über den Gütern namens Rätikon und Maienzun. Älter wurde der Name auch als «Gallrinen» geschrieben. Darin spiegelt sich der im Bewusstsein des Einheimischen bis heute lebendige Umstand, dass bei dieser Namenkategorie stets zwei Bezeichnungen nebeneinander existieren, nämlich die Sprechform mit An- (anderswo auch In-), und daneben eine zweite ohne dieses Anhängsel, die als Schreibform gilt und in der dann manch einer den «eigentlich richtigen» Namen zu sehen glaubt. Zu diesem Spannungsfeld sind einige Erläuterungen nötig.

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29. Hülsch

(Gams)

Nordwestlich des Dörfchens Gasenzen, im Gelände, das gegen den Usserberg hin leicht ansteigt, liegt das Wiesland namens Hülsch. Es wird vom Gasenzenbach durchflossen, grenzt im Süden an Rotochen und Usserbach, nordostwärts an Gamschol, aufwärts an Schönenberg, südwestlich an Igalätscha. Hier befindet sich der Werkhof der Ortsgemeinde, und hier steht auch eine alte Handseilerei. Wer der Geschichte dieses Namens nachgeht, erlebt gleich eine Überraschung – der Ort hiess nämlich ursprünglich gar nicht Hülsch (und erst recht nicht Hültsch), sondern - Sülsch. Das muss erklärt werden.

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30. Sennwald

(Sennwald)

Die nördlichste politische Gemeinde der Region Werdenberg ist ein komplexes Gebilde, reich an landschaftlichen Kontrasten und kleinräumigen Strukturen. Ihr Territorium reicht von der weiten Rheinebene bis hinauf zur und teils hinter die südliche Alpsteinkette mit ihren schroffen, bewaldeten Flanken, und sie umfasst fünf Ortsgemeinden rund um die Dörfer Frümsen, Haag, Salez, Sax und Sennwald. Kirchdörfer sind Salez, Sax und Sennwald; 2015 haben sich die Kirchgemeinden Sennwald-(Evangelisch) Lienz, Sax-Frümsen und Salez-Haag zusammengeschlossen. Weilerartige Siedlungen liegen östlich von Frümsen (Büsmig), um Salez (Schlossfeld, Gartis) und um Sennwald; Streubesiedlung findet sich verhältnismässig wenig an den Hängen über Sax und zwischen Sax und Frümsen. Neue Überbauungen um die Dörfer haben die Siedlungsräume bedeutend ausgeweitet und namentlich zwischen Sax und Frümsen (Hueb, Amalerva, Grista, Stig) zu einer fast durchgehenden Besiedlung geführt. Das Dorf Sennwald (das der Gemeinde den Namen gegeben hat) enthält als ältere grössere Siedlungskerne die Wohngebiete Ögstisriet, Lögert, Läui, Obweg, Egete und Understein. Neuere Wohngebiete sind dort Tornen, Neudorf und Bifig. - Soviel als allgemeine Umschreibung. Woher aber stammt der Name Sennwald, was bedeutet er, und wann tauchte er erstmals auf?

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31. Lafadarsch

(Wartau)

Das ausgedehnte Weidegebiet dieses Namens liegt im Malanser Holz, auf einer Geländestufe südwestlich über Malans, auf rund 900 m Meereshöhe. Der Grund, warum der Auswärtige schmunzelt, wenn er die Bezeichnung hört, liegt sicherlich an deren hinterem Teil, der an ein bekanntes deutsches Wort aus dem Bereich unter der Gürtellinie erinnert. Dafür kann der Name freilich nichts. Er ist ja gar nicht deutsch, sondern stammt augenfällig aus der romanischen Epoche. Die damals auch «Churwelsch» genannte einstige Landessprache hatte hier in Wartau weit über ein Jahrtausend lang Bestand – länger als im übrigen Werdenberg, länger auch als in Sargans. Auch nach ihrem Untergang als Umgangssprache ist hier das romanische Erbe besonders dicht gestreut in Geländenamen und sonstigen sprachlichen Spuren erhalten geblieben.

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32. Baggastiel

(Sevelen)

Mitten in Sevelen, östlich des Rathauses und des Areals Drei Könige, unmittelbar am südwestlichen Fuss der felsigen Erhebung Storchenbüel, liegt die Häuserreihe dieses Namens; ebenso heisst auch der Weinberg, der über den Häusern gegen den steinigen Abbruch und zur Burgruine Herrenberg ansteigt. Der Name hat die Fantasie der Dorfbewohner mehr als gewöhnlich zu Spekulationen angeregt, führte zu sprachlichen Missverständnissen und volksetymologischen Verirrungen. So wurde er etwa im Helvetischen Kataster von 1801 einmal als «Backenstiel» geschrieben, dann wieder als «Packenstier». Es lässt sich unschwer erkennen, dass solche Auffassungen an der geschichtlichen Wirklichkeit vorbeizielen. Die wahren Hintergründe wollen wir hier anhand des heutigen Wissensstandes nachzeichnen. Sicher scheint zum vorneherein, dass der Name nicht deutscher Herkunft ist.

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33. Röll

(Buchs)

Dieser Name bezeichnet zweierlei: a) Einmal den Bach (auch Röllbach genannt), der in zwei Armen in den Weidegebieten Amasora und Isarina (Sevelen) entspringt; die Oberläufe vereinigen sich hinter Hüseren, heissen nun Röll; diese führt am hinteren Seveler Berg an den Berggütern Röll (!), Bach und Impertill vorbei über die Buchser Grenze ins Flat herab, von dort fliesst sie durch Feldrietli und Rietli und mündet im Gebiet Flös in den Giessen. – b) Röll heisst weiter eine Wieslandfläche in der Talebene zwischen Räfis und Buchs, westlich der Churerstrasse, zwischen Wäseli, Frol und Flös; sie ist heute weitgehend überbaut. Wessen Name zuerst da war, ob der des Bachlaufes, des Bergguts am Seveler Berg oder des Wieslands bei Räfis, lässt sich leicht beantworten: Es war der Bachname, der nachträglich auf bestimmte Zonen in seiner Nähe übertragen wurde.

Wer nun an das Studium der historischen Überlieferung dieses Namens geht, erlebt gleich eine kleine Überraschung: Der Name Röll ist das Ergebnis einer Kürzung, ist vor ein paar hundert Jahren zurechtgestutzt, um eine Silbe beschnitten worden; denn noch in den ältesten urkundlichen Nennungen lautete er Sarüll, Saröll und ähnlich … Der Fall ist interessant, wir wollen ihm weiter nachgehen.

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34. Hinrigmäl

(Grabs)

So heissen zwei Maienberggüter in einer grossflächigen Waldlichtung zuoberst am vordersten Grabser Berg, auf 1100 m Höhe unweit der Strasse in die Voralp, südöstlich vom Brunnenrietrangg, also oberhalb von Guferen und unter dem Waldgebiet Chalchofen. Es ist eine unten flach auslaufende, auffällig glatte, nach oben etwas steilere Wiesfläche, eingelassen in der Senke zwischen dem nordwestwärts ansteigenden Grabser Berg und der südöstlich jäh sich auftürmenden Flanke des Studner Bergs, genannt Cherhalde, die über die Spitzigen Chöpf zur Hochalp Gampernei ansteigt. Der Name Hinrigmäl weist einige Eigenheiten auf: Geschrieben wurde er 1463 als Lidmäl, 1630 hiner ligmael, 1691 Lidmäl und Hinderligmäl, 1755 Hinterem Gmähl, 1770 Hindereck Gmäl, 1794 Hinter Gmähl, 1801 Hinterlegmähl. Die älteste Schreibform Lidmäl ist noch heute im amtlichen Gebrauch bekannt (sie wurde als Schreibform über die Urbarien bis in die Neuzeit konserviert). In der auf der letzten Silbe betonten heimischen Sprechform «Hinnerigmääl» ist eine (vermeintliche) lautliche Anlehnung an den Weilernamen «Hinneregg» (nämlich Hinderegg am hinteren Grabser Berg) herauszuhören (schon 1770 wirkte sich diese auf die Schreibung aus). Auffällig ist der mundartliche Gebrauch unseres Namens; es heisst: «dort ist Hinrigmäl», «man geht Hinrigmäl», «man ist Hinrigmäl», «man kommt von Hinrigmäl». Das erinnert ganz an die hierzulande verbreitete Namengruppe des Typs Amadang oder Ischlawiz, die auch nach diesem Muster gehandhabt werden («man geht Amadang», «man ist Amadang», «man kommt von Amadang», usw.).

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35. Lungalid

(Gams)

So hiess ein Wohngebiet und ehemaliges Wiesland, in erhöhter Lage am nordwestlichen Dorfrand von Gams gelegen. Das über dem Höfli leicht ansteigende Gelände grenzt südwestwärts an das Gebiet Vorburg, nach hinten (nordostwärts) an die Liegenschaft und Überbauung namens Steg1. Gegen oben berührt es das allmählich steiler werdende Gut namens Afagrist. Heute wird unter Lungalid noch ein Quartierstrassenname verstanden, nämlich die obere Querverbindung zwischen den nach oben aufeinander zulaufenden Quartierstrassen Oberfelsbachstrasse und Schleipfweg.

Die einzige uns zur Verfügung stehende urkundliche Nennung des Namens Lungalid ist verhältnismässig jung: Im «Capitalbuch der Frühmesspfrund» von 1763, einem Buch von 53 Seiten im Archiv der Ortsgemeinde Gams, erscheint auf Seite 29 der Eintrag «Runckenlid», und dieser gehört zweifellos hierher. Woran man sonst vielleicht nicht einmal gedacht hätte, das tritt damit in den Bereich des Möglichen: dass nämlich Lungalid älter offenbar Rung(g)alid lautete. Damit stellt sich die Sachlage, was die sprachliche Herleitung des Namens betrifft, ziemlich neu dar.

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36. Eidenen

(Sennwald)

Heute soll wieder einmal von einem Alpnamen die Rede sein. Die Alp Eidenen hoch über Sennwald liegt am Südosthang des Alpsteinmassivs, unweit südwestlich des Hohen Kastens, zwischen den Alpen Rohr und Wis. Sie ist mehrheitlich im Besitz der Ortsgemeinde Sennwald. Ihre Alpgebäude liegen auf rund 1405 m. Von dort steigt das Weidegebiet steil empor bis zum horizontal verlaufenden grasigen Grat, der auf rund 1630 m ü. M. die Grenze zum Kanton Appenzell bildet und jenseits zur Innerrhoder Alp Soll abfällt.

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37. Mumpertjöris

(Wartau)

Diesen eigenartigen Namen trägt ein steiles, langgezogenes Berggut westlich über Azmoos, eine ansteigende Lichtung im Waldgebiet Santjürgen (St.Georgen). Es liegt, gut sichtbar von Balzers herüber, am bewaldeten Hangrücken zwischen dem Trüebbach im Norden und dem Wolfslochbach (oder Plängglibach) im Süden, auf einer Höhenlage von 800 bis 930 m ü. M. In Wartau sind mir zu dem Namen zwei Aussprachevarianten begegnet: in Azmoos notierte ich 1971 die Form Mumpertjöris, in Trübbach aber Mumfertjöris. An urkundlichen Formen verfügen wir einzig über drei Nennungen im Helvetischen Kataster von 1801: Sie lauten Montsantjörj, Momsayöris und Mumsend Jöris. Das ist der feststellbare historische Stand, und dieser weckt hinsichtlich der sprachlichen Herkunft des Namens bereits erste Vermutungen. Doch zunächst müssen die bisher geäusserten Thesen zur Herleitung geprüft werden.

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38. Amatnez

(Sevelen)

Wer an den Seveler Berg will, der fährt zunächst auf die liebliche Terrasse von St.Ulrich, durchquert das Dörfchen in einer weiten S-Kurve und tritt, nordwärts fahrend, in das Tuerichner Holz ein. Über Amplasur wendet sich die Bergstrasse wieder nach Süden, in einer engen, felsigen Kurve, die seit der Zeit der Erbauung als Füfliberrangg bekannt ist. Noch bevor südwärts die Sunnenwis (älter Guliwis geheissen) in Sicht kommt, öffnet sich (unweit über St.Ulrich, auf 660 m ü. M.) eine kleine, ansteigende Waldlichtung, ein Berggütchen direkt über dem Dörfchen. Das Stallgebäude und der grössere Teil des Wieslandes sind unterhalb der Strasse gelegen. Dieses Stallgut trägt seit alters die Bezeichnung Amatnez, und diesem Namen wollen wir uns hier zuwenden.

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39. Glanna

(Buchs)

Das Weidegebiet Glanna liegt, wie jeder Buchser und Seveler weiss, zuoberst in den Alpen Imalbun und Altsess, südlich vom Margelchopf, nordöstlich unter dem Glannachopf, auf terrassiertem Hochplateau unweit vom Isisizgrat, in der obersten südwestlichen Ecke des hier oben nur schmalen Buchser Gemeindegebietes und dann südwärts auf Seveler Gemeindegebiet sich fortsetzend. Dort, über dem Seveler Glanna, steigt das steile und steinige Glannabord zum Glannachopf an. Aber auch jenseits des Grates, in der Alp Isisiz auf Grabser Boden, kommen wieder Glanna-Namen vor, nämlich die nach Westen abfallende steinige Glannarisi (eine breite Geröllhalde zwischen Glannachopf und Chlin Fulfirst), sowie, weiter nördlich, die Glannahalde (ein Weidhang, der von der Isisizegg gegen den oberen Lauf des Isisizbachs abfällt). Weiter stösst man auf Seveler Gebiet, oben in der Alp Farnboden, östlich unter der Glanna, noch auf eine Verkleinerungsform Glännli (dazu die Felsspitzen Glännlichopf und Glännlispitz). Und schliesslich gibt es auf Seveler Boden auch noch das Glannahüttli, die Glannaseeli und die Glannatreien. Alles in allem ein ganzes «Nest» von Glanna-Namen auf engem Raum. Die Frage stellt sich nun, was die Grundbezeichnung bedeutet und dann auch, wohin sie ursprünglich zielte.

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40. Amaschnun

(Grabs)

So heissen zwei Heimwesen auf einer schmalen Terrasse am vorderen Grabser Berg, unter dem (neuen) Schulhaus und über dem abschüssigen Rutschgebiet namens Haueten gelegen. Der Name wird auf der letzten Silbe betont; das Schluss-n bleibt unausgesprochen, steht aber für die lokaltypische nasale Färbung des betonten offenen -u. Die lokale Aussprache lässt sich etwa mit Omeschnùùn wiedergeben. Erstmals erscheint der Name urkundlich im Urbar von 1537, wo es auf S. 4 heisst: «… stost sonnenhalb an Uoli Schlegel Z maschnō» (hier vertritt das Strichlein über dem -o nach alter Schreibtradition das ausgelassene ‑n). Darauf erscheint bis 1614 mehrfach die Schreibung maschnon, ab 1681 dann folgen amaschnun, amenschnon, im 18. Jh. auch verschriftdeutschendes Amaschnaun (dessen Diphthong -au- aber nie gesprochen wurde).

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41. Münschenberg

(Gams)

Westlich über dem Dörfchen Gasenzen, zwischen dem Felsbach im Norden und dem Afagristbächli im Süden, liegt auf zwei Hangverflachungen (600-680 m) mit ausgedehntem schönem Wiesland der Weiler dieses Namens. Schon im Gangbrief von 1462 erscheint auf Seite 3 der Name in einer ausführlichen Wegbeschreibung: «… gat ain eweg zwüschent Hanssen Wæbers gut hin vß und dannenthin durch die Hollen Gaß vnd vber die Gens Waid hinvff vnd vnder Muntfeder hin vmb vntz [= bis] in Werlis Tobil hinvff für Müntschenberg hin vff durch die ebny hin vff vntz [= bis] vff die almaind». Aber auch weiterhin erscheint das Berggut Münschenberg in den Schriften des Archivs der Ortsgemeinde Gams öfters. Herrschte zunächst (im 15.-17. Jh.) die Schreibung mit -tsch- vor, wurde im 18. und 19. Jh. nur Münschen- geschrieben, was der Sprechform des Namens durchaus besser entspricht. Wir verwenden daher diese Schreibung, entgegen einer aktuellen Tendenz, auch dann-tsch- zu schreiben, wenn dadurch die Sprechform klar übersteigert wird (vgl. Hültsch, Müntschenberg). Im Jahr 1462 erscheint auch eine Schreibung mintschen-, deren -i- auch im ausgestorbenen Namen †Minschenberg in Sevelen wieder auftritt.

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42. Büsmig

(Sennwald)

So heisst ein Frümsner Weiler etwas abseits östlich des Dorfes, in der Talebene. Die dortigen Gehöfte und sonstigen Bauten scharen sich am westlichen Rand des Schlosswalds, also in unmittelbarer Nähe des ausgedehnten Felstrümmerfelds eines vorgeschichtlichen Bergsturzes. Man sagt «s Büsmig, im Büsmig», seltener hört man auch «Büschmig». Ein merkwürdiger Name – irgendwie deutsch tönend, und dennoch schwer einzuordnen. Was mag dahinterstecken? Die urkundlichen Formen, über die wir verfügen, helfen nicht recht weiter, da aus ihnen keinerlei Entwicklungsschritte mehr hervorgehen: Erstmals erscheint der Name 1514 als «acker jmm veld Zebüsmig gelegen», dann 1522 «zu büssmig», 1698 «vf büssmig», 1797 «Büssming», 1801 «Büssmig»; stets ist von einem Gut oder von Ackerland die Rede. Aber die Namensform selber steht da bereits fertig vor uns. Das Raten kann also beginnen.

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43. Gufaluns

(Wartau)

Südwestlich bei Trübbach, im Dreieck zwischen Rhein, Trüebbachlauf und Nordostabhang des Schollbergs, bergseits der Durchgangsstrasse, liegt das Stück flaches Wiesland namens Gufaluns. Erstmals erscheint der Name urkundlich 1543 als Guffulans und Gufulaus. In späteren Nennungen dominiert daneben die Schreibung Gufalons und ähnlich. Im Helvetischen Kataster 1801 wird das Gebiet mehrfach als «Megeri» oder «Magerheu» charakterisiert, die «an Bach und Rhein» stosse. Die Wiese dieses Namens liegt bereits etwas höher als der eigentliche Talboden. Dieser ist hier zu einem überaus schmalen Streifen zwischen Rhein und Berghang zusammengedrängt und wird heute an der engsten Stelle von Strasse, Bahnlinie, Autobahn und Saarkanal fast gänzlich eingenommen. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts aber regierte dort noch unangefochten der ungebändigte Rheinstrom, der, vom Fläscherberg her direkt auf die Bergwand des Schollbergs zuströmend, an der felsigen Hohwand um fast neunzig Grad gegen Nordosten umgelenkt wurde. Nicht umsonst musste die alte Schollbergstrasse ja dieser Zone durch den beschwerlichen Aufstieg über die Hohwand ausweichen. Erst 1822 wurde die moderne Strasse eröffnet, die nun erstmals dem Bergfuss entlang führte. Infolge des Festungsbaues und wegen des massiven Materialabbaus durch den Steinbruch sind hier allerdings die alten Geländeformen streckenweise gänzlich verändert worden. Daran wird zu denken sein auch bei der Beurteilung des Namens Gufaluns, den wir hier näher betrachten wollen.

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44. Amasora

(Sevelen)

So heisst ein grosses, nordostwärts abfallendes Weidegebiet hinten am oberen Seveler Berg, am Oberberg, südlich des tiefen Taleinschnitts des Tobelbachs. Hoch über dem Seveler Hinderberg ansteigend, erstreckt es sich auf 1200-1400 m über Meer; über ihm liegt die Hochalp Inarin, zunächst mit dem Undersess genannt Chüesess. Amasora ist der nördlichste Abschnitt der Galtviehalp namens Seveler Wald. Die älteste urkundliche Form erscheint um 1560 mit «guot am seffellerbärg glägen gnampt masora». Um 1650 ist es dann «hans Püschen guet Amasorra». Es folgen im ganzen 17. und 18. Jh. weiterhin nur Formen mit A- (etwa 1671 Ammasoren, 1751 ammanssoren, 1801 Ammasoren). Wir kennen ja aus früher behandelten Fällen (siehe etwa: Amasis, Inggeriäls, Afasteig, Impelwiza) diese typisch werdenbergische Art, romanische Namen vorn mit A(n)- oder I(n)- zu erweitern.

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45. Räfis

(Buchs)

Südlich von Buchs liegen in der Rheinebene die beiden Dörfchen Burgerau und Räfis, das erstgenannte «ausser der Bahn» (also östlich der Bahnlinie) gelegen. Abgesehen von ein paar Häusern in Oberräfis, die auf Seveler Boden stehen, gehören beide zur Gemeinde und Kirchgemeinde Buchs. Laut dem «Geographischen Lexikon der Schweiz» von 1905 wohnten in Räfis 835 reformierte Einwohner in 144 Häusern, die sich mit Obst-, Mais- und Gemüsebau, Viehzucht, Stickfabriken sowie Handstickerei als Hausindustrie beschäftigten. Ferner wurde damals in der Rheinebene Streue gewonnen. Bis zur jüngsten Zeit waren beide von der Hauptsiedlung räumlich deutlich getrennt; erst die intensive Bautätigkeit der letzten Jahrzehnte hat diesen Abstand mittlerweile gänzlich aufgehoben. Bis heute hat sich aber unter den eingeborenen Räfisern ein eigenes Gruppenbewusstsein erhalten.

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46. Belenbach

(Grabs)

So heisst ein steiles Heimwesen unten am vordersten Studner Berg, zwischen Vorderegg und Ober Gatter, unter dem Heimwesen Büel, über Studenrüti und Runggelglat. Denselben Namen trägt auch das Fliessgewässer, das unweit des Heimwesens herunterkommt. Sein Hauptname ist heute Studner Bach; weiter oben heisst er auch Läuibach. Daneben gibt es in der Nähe aber noch weitere Bäche, nämlich, etwas südöstlich des Studner Bachs, den Lognerbach, ferner dazwischen das kleinere Gästelenbächli. Da die Sachlage rund um unseren Namen vorerst recht verwickelt erscheint, wollen wir sie alle drei kurz betrachten; hier geht es dann hauptsächlich um die Frage, wohin das Wort Belen- gehört, das im ersten Teil des Namenwortes steckt.

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47. Hirschere

(Gams)

Am Gamser Hinderberg, schräg unter dem Weiler Chretzibach, hoch über Bruedermäl, befindet sich das Wiesland dieses Namens. Es breitet sich aus hinter einer Mulde, durch welche die alte Gasse aus dem Dorf heraufführt, auf einer Geländeverflachung und auf der Sonnenseite der Erhöhung; etwas weiter nördlich, hinter der abfallenden Hügelkuppe, liegt Strubenhus. Neben dem älteren Namen «i der Hirschere» ist heute eher die leicht abgewandelte Bezeichnung «i de Hirschenen» gebräuchlich. Was steckt im Namenstamm? Auf den ersten Blick sieht es aus, als hätte der Name etwas mit dem Geweihträger, dem Hirsch, zu tun. Bleibt es dabei?

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48. Parossa

(Sennwald)

Wer von Sax herkommend nach Frümsen fährt, überquert kurz hintereinander zwei Bergbäche: Der eine ist, kurz nach dem Gristarangg, der Schlipfbach, der aus dem Gebiet über Grista (Schlipf, Haldenhüser, Wasen)  herunterkommt und von Tscheel her auch noch den Lindenbach aufnimmt, bevor er das Wohngebiet Stig durchquert. Der zweite dieser Bergbäche unterquert die Durchgangsstrasse nach etwa 250 m: Es ist der Haldenbach, der den nördlichen Teil des Frümsner Bergs entwässert; von hier, vom Kiessammler im Feld an, trägt er nun den Namen Wisle.

Hier, wo die Strasse den Haldenbach überquert, biegen wir bergwärts ab und folgen dem Strässchen, das in weiten Kehren den Frümsner Berg erschliesst. In der dritten, nach Süden ausholenden engen Kehre auf rund 540 m Höhe halten wir inne: Wir suchen ja das Stück Wiesland, das Parossa heisst. Hier muss es liegen, unterhalb des Heimwesens namens Aspen, in leichter Verflachung des Hangs, wo in einem wenig tiefen Geländeeinschnitt ein kleines, teils von Bäumen gesäumtes Bächlein rinnt (und etwas weiter unten wieder verschwindet). Dem Namen Parossa wollen wir hier nachgehen.

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49. Gauschla

(Wartau)

Ein mächtiger, dachfirstartiger Felsstock westlich über Oberschan, 2310 m hoch - zusammen mit dem schon etwas tieferen Girenspitz bildet die Gauschla den markanten südöstlichen Abschluss der Alvierkette, die sich nordwestwärts über Alvier, Chrummenstein, Gärtlichopf, Fulfirst, Sichli, Gamsberg, Sichelchamm und Höchst fortsetzt und sich dann im Einschnitt des Nideripasses mit den östlichen Ausläufern der Churfirstenkette berührt. Während seine Nordostseite von der Schaner Alp bis zum Gipfel grasig-steil ansteigt, bilden die SW-Flanke sowie der südliche Abschluss einen jähen, felsgrauen Absturz zur Alpterrasse von Palfris im Südwesten und gegen Guferen und Elabria im Südosten. Vom Südfuss der Gauschla spannt sich in weit geschwungenem Bogen der Chamm, die Wasserscheide zwischen der rheintalseitigen Alp Elabria und der Palfriser Terrasse südwärts bis zu den niedrigeren Häuptern von Tschuggen und Gonzen. Ostseitig unter dem Gauschlagipfel bilden der Girenspitz und die unter ihm sich fortsetzenden Flidachöpf eine absteigende Gratlinie zwischen der Schaner Alp im Norden und dem Waldgebiet Guferen sowie Elabria im Süden. Aus weiterem Abstand von Süden her gesehen wirken Gonzen und Gauschla mit ihren identischen, parallelverschobenen Silhouetten (flachere Ost- und steilere Westseite) wie Zwillinge. Die Gauschla ist der höchste Berg, der ganz auf Wartauer Territorium liegt. Ihm gelten die folgenden Ausführungen.

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50. Ermatin

(Sevelen)

Wir kommen bereits zum fünfzigsten Teil unserer Serie «Name des Monats» - diese läuft demnach ohne Unterbruch seit über vier Jahren – wie lange ich sie noch weiterführen werde, wird sich weisen. Heute ist die Reihe am Namen Ermatin. Dieser bezeichnet eine längliche, abfallende Mulde in einer Waldlichtung zwischen Ansa und Geissberg, unweit oberhalb des Dorfes Sevelen, auf 540-600 m ü. M., an der südöstlichen Flanke des Hügels Ansa, unter dem Chlinberg und hinter Gastanells. Es gibt zu ihm einige urkundliche Belegformen, aber leider tun uns diese nicht den Gefallen, eine aussagekräftige ältere Entwicklungsstufe des Namens zu offenbaren.

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51. Plattnach

(Buchs)

So (und älter auch Plattnacht) heissen eine Hügelkuppe und ein Abhang am Fuss des Buchser Bergs, über dem Wäseli, südöstlich vom Altendorf, am nordöstlichen Ende des noch zum Gemeindegebiet von Sevelen gehörenden Hügelzugs von Spunterära-Ilgenstein und dem Sunnenbüel, der sich zwischen dem Tobelbach und dem Raum Flat-Rietli gegen das Dorf Buchs vorschiebt. Das Gebiet Plattnach st heute dicht überbaut (im oberen Teil, im Wald, reicht die Bezeichnung auch noch auf Seveler Boden hinein). Am Osthang der Erhebung befand sich früher ein Weinberg, genannt Plattnachwingert, welcher aber in älteren Jahrhunderten †Plattnerwingert hiess. Mit diesem Unterschied ist bereits die Herkunftsfrage dieses merkwürdigen Namens berührt. Wir wollen sehen, was dazu zu sagen ist.

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