«Namen sind ungeschriebene Geschichte»
Nebel über dem Rheintal, vom Hinderegg am oberen hinteren Grabser Berg aus gesehen.

Geologischer Aufbau

Hier soll der Fachmann zu Wort kommen: Die kursiv gesetzten Ausführungen stammen vom Geologen Dr. Oskar Keller, Lüchingen (aus den Werdenberger Jahrbüchern von 1989, 1990 und 1999).

«Erst vor zehn bis fünf Millionen Jahren wurden ja auch Alpstein, Churfirsten und Alvier endgültig von Süden her an ihren jetzigen Standort versetzt und als alpine, hohe Gebirge emporgehoben. Diese Hebung war im mittleren und oberen Rheintal auf der Westseite viel stärker als östlich im Vorarlberg. Deshalb tauchen die sogenannten helvetischen Gesteinsschichten des Alvier, wie auch des Pizol-Calanda-Gebiets gegen Osten zum Rheintal ab und verschwinden dort in der Tiefe; deshalb bestehen die Berge um den Walgau und in Liechtenstein aus weit von Süden auf das Helvetikum auf- und überschobenen Schichtserien der Ostalpen; deshalb sind die Gesteine und die Bergformen Liechtensteins völlig verschieden zu denjenigen Werdenbergs. Durch das Rheintal verläuft somit nicht nur eine vom Menschen geschaffene politische Grenze, sondern bereits seit Jahrmillionen die durch Naturvorgänge entstandene geologisch-tektonische Grenze [...] zwischen den helvetischen Westalpen und den austrischen Ostalpen.» (Keller 1989, 12).

«Drei grosse landschaftliche Einheiten bilden das Rückgrat des Bezirks Werdenberg: Im Osten breitet sich die von Süden nach Norden verlaufende Rheinebene aus. Im Südwesten baut sich das Gebirgsmassiv des Alviers (23[43] m) auf, das gegen Nordwesten in die Churfirsten (2306 m) überleitet. Und nördlich der Wildhauser Senke erhebt sich mauerartig der Alpstein (2501 m). [...] Einerseits liegt der Werdenberger Gebirgsanteil knapp innerhalb der Alpenfront, die entlang des Alpstein-Nordrandes verläuft. Andererseits tauchen hier die Helvetischen Westalpen unter das Rheintal und damit unter die Ostalpen ab. Beides hat die ganz besondere Eigenart der Gebirge des Werdenbergs zur Folge.» (Keller 1988, 27).

«Das gesamte Gebiet der Werdenberger Alpen wird von den Gesteinen der Helvetischen Säntis-Teildecke eingenommen. Nur im Gonzen, am Schollberg und im Sockel der Palfris-Sennis-Verflachungen gehören die Gesteine zur tieferen Axen-Gonzen-Teildecke. Hier fällt vor allem der harte, dunkelgraue Quinterkalk aus der Jurazeit auf (180 bis 140 Mio. Jahre vor heute), der hell anwitternde Felswände bildet. Am Grabser Berg liegen oberhalb Lehn dem Untergrund noch Reste der sonst nur im Bündnerland und in Vorarlberg vertretenen penninischen Serien auf, die wegen ihrer Versprengtheit als Klippen bezeichnet werden («Grabser Klippen»). Die Gesteine im Alvier-, Churfirsten- und Alpsteingebiet sind fast ausschliesslich kreidezeitlich. Sie wurden vor 140 bis 67 Millionen Jahren (Kreidezeit, letzte Epoche des Erdmittelalters) [...] abgesetzt. [...] Auffallend ist der zyklische Wechsel der Gesteinsarten. Ein solcher Zyklus beginnt unten mit Mergeln, darüber wurden Mergelkalke und Sandsteine abgesetzt, und schliesslich folgen oft mächtige Kalkschichten.» (Keller 1988, 29; vgl. Figur «Geologische Profile Alvier-Alpstein» ibid. 28).