«Namen sind ungeschriebene Geschichte»
Städtli Werdenberg: Historisierende Bemalung auf Haus Nr. 1. - Bild: Werdenberger Namenbuch.

Teilung Churrätiens

In dem an geschichtlichen Quellen besonders armen 11. Jh. wuchs die Macht der Grafen zur beinahe unbeschränkten Landesherrschaft aus: Die königlichen Gaue wurden zu gräflichem, teilbarem Eigentum. In diese Zeit scheinen nun bedeuten­de Bevölkerungszunahmen durch Einwanderung neuer alamannischer Siedler zu fallen (sprachgeschichtliche Argumente da­zu finden sich etwa bei Stricker 1976). Die Talsohle wurde vermehrt urbar gemacht, die Siedlungsschwerpunkte verschoben sich gegen die Ebene hin. Sevelen gehört (mit seinem deutschen Namen) zu diesen jüngeren, bereits zum Teil alamannischen Dorfgründungen (vgl. Hilty 1980, 40ff.); auch Azmoos ist vielleicht in diesen Zusammenhang zu stellen. Rans und wohl auch St.Ulrich sind demgegenüber älter.

Um die Mitte des 11. Jhs. erscheint in den Urkunden Kaiser Heinrichs III. erstmals eine Grenzbestimmung zwischen Unter- und Oberrätien (Bilgeri 1976, 107). Drei Brüder teilten Rätien unter sich auf. Graf Otto regierte Oberrätien, das bis zu den Flüssen Landquart und Tamina reichte und etwa dem Raum Graubündens entspricht; Graf Eberhard besass Unterrätien und Graf Ulrich das Gebiet um Bregenz. Es dauerte aber nicht lange, bis auch Unterrätien wieder in die Hand des Bregenzers kam. Um 1150 schliesslich ging mit dem Tod Rudolfs von Bregenz die Grafenwürde von Bregenz und Rätien an dessen Schwiegersohn über, den Pfalzgrafen Hugo von Tübingen, Stammvater des kommenden Montfortergeschlechts (Bilgeri 1976, 136ff.).

Dessen jüngerer Sohn, Hugo I. von Montfort, gründete um 1200 die Stadt Feldkirch als Markt- und Gerichtsort an der Stelle, wo Arlberg- und Italienroute zu­sammentrafen (Bilgeri 1976, 147). Die Stadt, inmitten des alten Romanenlandes gelegen, war mit ihren teils aus der Fremde zugezogenen Bewohnern von Anfang an deutsch - ein Zentrum mannigfacher Neuerungen für die noch von der alten Landestradition geprägten rätoromanischen Dörfer der Umgebung, die nun aber schnellem Wandel anheimfielen. Die rasch aufblühende Stadt Feldkirch machte mit ihrem eigenen Kanzleiwesen der Bedeutung der churrätischen Rechtstradition in diesem Raum ein baldiges Ende. Sprachlich begann sich das Rheintal um Feldkirch vom noch romanischen Walgau abzuheben.


Feldkirch um 1650, Kupferstich von Matthäus Merian d. Ä. - Aus: Wikipedia (unter: Feldkirch). Public Domain.