«Namen sind ungeschriebene Geschichte»
Der Walensee, vom Chäserrugg aus gesehen.

Ortsnamen als Zeugen der Zweisprachigkeit

Auch Jahrhunderte nach dem Sprachwechsel lebt in Werdenberg, im Sarganserland, in Südvorarlberg und Liechtenstein weiterhin eine gewisse «Zweisprachigkeit» weiter. Bis heute benutzt die ländliche Bevölkerung Unterrätiens die romanischen Überbleibsel (seien es Orts- und Personennamen, seien es alte Mundartwörter) als selbstverständliche Teile ihres sprachlichen Inventars.

Durch die sprachwissenschaftliche Analyse dieser Relikte erhält die verlorene Romanität Unterrätiens wieder schärfere Umrisse. Auch lässt sich damit das Vorrücken des Alemannischen in Raum und Zeit - in der Grössenordnung von Jahrhunderten - genauer erfassen. So zeigt sich etwa, dass das Gebiet nördlich des Hirschensprungs noch von althochdeutschen Lauterscheinungen erfasst worden ist, während der südlich anschliessende Raum (ab Werdenberg und Liechtenstein) als altromanische Siedlungsräume im Wesentlichen erst in die mittelhochdeutsche Sprachepoche (ab der Mitte des 11. Jhs.) eingetreten sind.