«Namen sind ungeschriebene Geschichte»
Um 1790 erbautes Wohnhaus im Lehn am oberen Grabser Berg.

Eine Sprachprobe der Werdenberger Mundarten

Um die Erinnerung an die ursprünglichen Verhältnisse wachzuhalten, und um im Rahmen dieses Werkes neben den erhobenen Ortsbezeichnungen auch die Alltagssprache der Werdenberger Bevölkerung auch zusammenhängend anhand eines Mustertextes festzuhalten, wird nachfolgend für jede Gemeinde der Region ein Vergleichstext aufgeführt, bei dessen aufmerksamer und sorgfältig vergleichender Lektüre die besonderen Lautfärbungen jeder dieser Ortsmundarten ins Auge fallen.

Die Texte werden in jeweils zwei Versionen dargestellt: in der linken Spalte in genauer phonetischer Transkription unter Verwendung der in der Fachwelt gängigen Sonderzeichen nach dem System, das auch im Schweizerdeutschen Sprachatlas (SDS) verwendet wird und in der Schweiz sowohl in der Mundartforschung wie auch in der Romanistik ziemlich allgemein verwendet wird.

In der rechten Spalte wird eine die Mundartlautung immerhin andeutende Transliteration mit Normalbuchstaben benützt. Sie ist für den nicht spezialisierten Leser leichter zu lesen, ist freilich auch etwas weniger genau in der Wiedergabe der lautlichen Wirklichkeit. Hochgestelltes n nach Vokal (z. B. Muun ‘Mond‘) steht hier für nasale Aussprache des Vokals (das n selber wird nicht gesprochen). Accent grave auf Vokal (in: Bomm ‘Baum‘) bedeutet offene Lautfärbung, Accent aigu (in: djoob ‘droben‘) weist auf geschlossene Färbung (vor allem bei o und e) hin.

Natürlich bleibt, wie bei jeder Verschriftung, auch hier die Einschränkung gültig, dass die von Dorf zu Dorf, zwischen Berg und Dorf wieder anders gestalteten Besonderheiten des Tonfalles, der Satzmelodie sich schriftlich nicht genau darstellen lassen. Darum kann auch diese Mundartumschrift nicht alle Eindrücke vermitteln, die sich mit der akustischen Wiedergabe von mundartlicher Rede verbunden sind. Im vorliegenden Fall steht aber Interessierten auch diese akustische Kontaktnahme offen, denn diese Mundartprobe ist auf Schallplatte festgehalten.

Es handelt sich bei dem ausgewählten Dialog «Gespräch am Neujahrstag» nämlich um ein weitgespanntes Forschungsvorhaben, in dessen Rahmen vor rund fünfzig Jahren, vom Phonogrammarchiv der Universität Zürich ausgehend, unter dem Titel «Der sprechende Atlas» viele Mundarten in der ganzen deutschen Schweiz (so auch im Werdenberg) auf Tonträgern erfasst wurden und so für die Nachwelt erhalten geblieben sind. Die Transkription und die Transliteration bei den unten folgenden Texten besorgte Hans Stricker. Die Textabschnitte sind aus Band 8, 75-77 kopiert.

Das Phonogrammarchiv (www.phonogrammarchiv.uzh.ch) hat uns sehr freundlich die Tonaufnahmen aus den sechs Werdenberger Gemeinden zur Verfügung gestellt. 


Es sprechen: Jakob Kuratli und Vreni Gabathuler
Aufnahme 1960 © Phonogrammarchiv der Universität Zürich


Es sprechen: Georg Hagmann und Margrit Hofmänner
Aufnahme 1960 © Phonogrammarchiv der Universität Zürich


Es sprechen: Niklaus Rohrer und Nina Senn-Rohrer
Aufnahme 1960 © Phonogrammarchiv der Universität Zürich


Es sprechen: Heinrich Lippuner und Katharina Lippuner-Gantenbein (Grabser Berg)
Aufnahme 1960 © Phonogrammarchiv der Universität Zürich


Es sprechen: Martin Dürr und Emma Dürr-Kaiser
Aufnahme 1960 © Phonogrammarchiv der Universität Zürich


Es sprechen: Hermann Hehli und Elsa Hehli-Göldi (Sennwald)
Aufnahme 1960 © Phonogrammarchiv der Universität Zürich