«Namen sind ungeschriebene Geschichte»
Buchs aus der Luft von Norden her gesehen.

Buchs

Oberflächengestalt

Buchs ist flächenmässig die kleinste Werdenberger Gemeinde. Der Grundriss des Gemeindegebiets ähnelt drei auseinanderstrebenden Flügeln, deren Mittelpunkt etwa bei der Bahnhofstrasse liegt. Ein langer, schmaler Streifen zieht sich über die Mitte des Buchser Bergs hinauf bis zum Isisizgrat; ein zweiter erstreckt sich rheinabwärts bis vor die Ortschaft Haag. Der dritte geht gegen Süden, ist kürzer und auch breiter; er reicht rheinaufwärts bis Oberräfis und schiebt sich westwärts vom Rietli auch bis ins Gebiet Flat vor, das Räfiser Holz mit einschliessend.

Die Schwemmebene des Rheins liegt auf einer Länge von rund 6 km, zwischen Seveler und Sennwaldner Territorium, auf Buchser Boden. Der hauptsächlich ausserhalb des Binnenkanals teils noch erhaltene Auenwald ist vielfach durch Rodungen durchlöchert und schmal geworden, insbesondere seit dem Autobahnbau. Nur im Norden, zwischen den landwirtschaftlichen Flächen von Stögg, Ceres und Buchser Wisen, erreicht die bestockte Fläche noch eine etwas grössere Ausdehnung. Auf der Höhe von Buchs, wo die Talfläche am schmalsten ist, drängen sich auf engem Raum Wohnflächen, Industrie- und Geschäftsbauten, die ausgedehnte Bahnhofanlage, ferner der Binnenkanal und die Kreuzung von Rheinstrasse und Autobahn samt deren Verbindungsrampen. Südlich und nördlich dieses Nadelöhrs wird auf dem fruchtbaren Schwemmland intensiver Ackerbau und Viehwirtschaft betrieben.


Die Talfläche bei Buchs ist so schmal, dass heute der ganze Raum zwischen Rhein und Berghang überbaut ist.

Siedlungsbereich: Siehe nächsten Abschnitt (Siedlungsstruktur).

Der Buchser Berg: Im unteren Teil völlig bewaldet, zeigt der Hangrücken über Buchs erst ab einer Höhe von 800 m ein grosses Rodungsdreieck, dessen Umrisse vom Färber über dem Steinbruch westwärts über Guscha bis zur Isisizer Voralp und südwestwärts über Mueterguet und Boden1 bis zu den Berggütern von Pfüfis und Dörnen (beide Sevelen) reichen. Doch ist dieses grosse Kulturlanddreieck im Innern auch wieder durch grössere Waldstreifen unterbrochen.


Der Buchser Berg von Nordosten her, vom Bergfuss bis hinauf zum Glannachopf. Das Gemeindegebiet ist hier nur schmal: die bewaldete Nordflanke des Hangrückens gehört zur Gemeinde Grabs, und auch von Süden her greift die Gemeinde Sevelen über den Tobelbach (im tiefen Einschnitt) herüber. Am hinteren Hangrücken (links oben im Bild) breitet sich, weithin sichtbar, die Seveler Alp Inarin aus. Im unteren, linken Teil dieses Weidehangs ist über dem Waldstreifen eine Mulde sichtbar, in welcher der Schnee bis in den Vorsommer hinein liegen bleibt (der vielbeachtete Inariner Schneefleck).

Mit wenigen verstreuten Heimwesen weist der Buchser Berg nur eine schwache Dauerbesiedlung auf. Ein kleineres geschlossenes Rodungsgebiet liegt, etwas weiter unten, am südlichen Buchser Berg, an der südostwärts abfallenden Flanke über dem Tobelbach (auf 680-880 m), je zur Hälfte auf Buchser (Hostet, Pardiel, Rinerhus) und auf Seveler Boden (Bongert3, Petersguet1, Töbeli2). Im Sommer 1909 wurde der Berg durch ein Strässchen erschlossen. Kurz darauf (1912) wurde auf 1111 m das weithin sichtbare Kurhaus Buchserberg erstellt (2014 abgebrochen).


Heimwesen auf Runggels ĂĽber Buchs, in der flachen Waldlichtung Underrunggels (auf 500 m).


Das Rinerhus am Buchser Berg, frĂĽher eine vielbesuchte Gastwirtschaft. Hinten rechts Alvier und Chrummenstein.


Der Kurhusberg am obersten Buchser Berg, unter dem (ehemaligen) Kurhaus (auf 1070 m).

Die Buchser Alpregion ist innerhalb des Gemeindegebiets nur schmal; sie umfasst lediglich die Alp Imalbun, deren Undersess noch in der Waldzone über dem Buchser Hochwald liegt, während der Obersess bereits über der Baumgrenze liegt und sich auf dem aussichtsreichen Weiderücken Tossa über Luna und das Gebiet Bi den Seeli bis zur Hochweide Glanna1 und an den Isisizgrat (zwischen Margelchopf und Glannachopf) hinauf zieht. Die Alp ist im Besitz der Ortsgemeinde Buchs; ihr gehört ebenfalls die Seveler Alp Imalschüel (siehe dort).


Die Buchser Alp Imalbun, hier der Undersess. Im Hintergrund der BergrĂĽcken von Inarin.

Zur Gipfelregion von Buchs ist wenig zu sagen: Das im obersten Teil nur rund 1 km breite Gemeindegebiet erreicht den Isisizgrat sowie nördlich desselben die Margelchopfhalde auf etwa 2000 m ü. M. und südlich des Grates den Gipfel des Glannachopfs auf 2232 m.


In der Buchser Alp Isisiz (auf Grabser Gebiet): Ein kleiner Schwatz vor der HĂĽtte.

Siedlungsstruktur

Buchs, in älteren Zeiten eine kleinere Siedlung, wenngleich mit sehr alter Kirche, hat im 20. Jh. alle anderen Gemeinden der Region in bezug auf die Einwohnerzahl weit überflügelt und ist zum regionalen Zentrum aufgestiegen. Dies ergab sich aufgrund seiner Verkehrslage (Grenzbahnhof), seiner daraus erwachsenen Funktion als Werkplatz und als Einkaufs- und Bildungszentrum (Interstaatliche Hochschule für Technik, Berufs- und Weiterbildungszentrum).


Buchs auf der Siegfried-Karte (1886/1887). Die Bahnhofstrasse ist bereits dicht gesäumt, das Grofquartier noch weitgehend siedlungsfrei. Altendorf und Chrüzgass erscheinen noch deutlich vom Dorf abgesetzt. Weit abgelegen ganz unten rechts sind Räfis und Burgerau. - Bild: Werdenberger Namenbuch.


Buchs und Werdenberger See vom SchlosshĂĽgel aus gesehen, auf einer Postkarte wohl um 1900. Noch steht die alte Kirche, sie ist vor 1484 erbaut und 1931 abgebrochen worden.

Seit 1924 ist Buchs ständiger Bezirkshauptort. Unlängst hat sich die Gemeinde zur Stadt erklärt. Städtisch wirkt der Raum um die geschäftige Bahnhofstrasse; dagegen weisen die umgebenden, teils älteren, teils jungen Wohnquartiere nach wie vor noch eher ländlichen, teils halbstädtischen Charakter auf.

Etwa 2 km südlich von Buchs liegen die alten Siedlungskerne Räfis und Burgerau, der erstere innerhalb, letzterer ausserhalb der Bahnlinie. Vormals ganz für sich stehend, sind sie mittlerweile, infolge der Überbauung der Zwischenräume (Flös, Chlin Grof, Röll2 und Heldau) mit dem Dorf zusammengewachsen.


Dorfpartie von Buchs im Juli 1857, wohl der Buchser Bach bei der Traube (rechts aussen wohl das alte Pfarrhaus bzw. ehemals Gasthaus zur Sonne (Zeichnung Jakob Rietmann, St.Gallen).


Blick vom "Wuer" am Werdenberger See südwärts auf Buchs im Juli 1857 (Zeichnung Jakob Rietmann).

Jenseits der Bahngeleise liegt weiter noch das Quartier Birkenau/Erlengrund1, eingefasst von der Rheinstrasse, der Geleisekurve der Österreicherbahn und dem Binnenkanal. Ein alter bäuerlicher Siedlungskern ist Altendorf, mundartlich «Maladorf» genannt, der obere Dorfteil, der unter dem Austritt des Buchser Bachs aus dem Tobel dessen Schuttkegel besetzt hält.


Südlich von Buchs, aus der Luft in südöstlicher Richtung gesehen: Frol, Sax und Runggelätsch, immer dichter überbaut (von links) die Wohngebiete Röll, Heldau und Räfis-Burgerau (das mit Buchs ganz zusammengewachsen ist). Über dem Rhein Schaan und Vaduz.

Der alte Dorfkern von Buchs selbst, etwas weiter nördlich, in der Umgebung der evangelischen Kirche, lag ebenfalls am Bergfuss. Mit der Erbauung der Rheintalbahn (Rheineck-Sargans) im Jahr 1858 und der Zweiglinie Feldkirch-Buchs 1872 (1884 Arlbergbahn) verschob sich dann nach und nach der Siedlungsschwerpunkt ostwärts. Die Wegverbindung vom alten Dorfzentrum zum weitab liegenden Bahnhof (und zugleich zur Rheinfähre) wurde 1868 zum Strässchen ausgebaut und gewann zunehmend an Bedeutung (vgl. auch www.bahnhofstrassebuchs.ch). Mit der Zeit siedelten sich vermehrt Speditionsfirmen und auch Industrie und Gewerbe an. So dehnte sich das Dorf zunächst in Richtung Stütli und Bahnhof aus; erst später kam auch die Erschliessung der Grossen Grof durch die heutige Schulhausstrasse bis zur Chrüzgass sowie schliesslich die nordseitige Expansion (Widen, Äuli2, Hanfland) hinzu.


Buchs als Bildungsstätte: Hier das Berufs- und Weiterbildungszentrum bzb. Nicht weit davon steht die Interstaatliche Hochschule für Technik NTB.

Aus der Ortsgeschichte

Eine Besiedlung in vorrömischer Zeit ist nicht nachgewiesen; Reste einer bronzezeitlichen Befestigung fanden sich aber ganz in der Nähe, auf dem noch zu Sevelen gehörenden Sunnenbüel bei Altendorf. Um 842 wird in Buchs eine Georgskirche erwähnt; offenbar ist es die im heutigen Dorfquartier Chappeli zu vermutende St.Georgskapelle, welche dann infolge der Gefährdung durch den Rhein (!) aufgegeben wurde. Von Graf Hugo I. von Montfort (†1228/30) erhielt das Kloster Einsiedeln die Kirche von Buchs; später gelangte dieser Besitz an die Grafen von Werdenberg. Im Spätmittelalter war Buchs zunächst Besitz der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg. 1404 ging der Ort zusammen mit Grabs und Sevelen an Graf Wilhelm V. von Montfort-Tettnang über. Vor 1484 erfolgte der Bau der Martinskirche (am Ort, wo die heutige evangelische Kirche steht). 1483 kam die Grafschaft erbmässig an Graf Johann-Peter von Sax-Misox. Dieser verkaufte sie 1485 an den eidgenössischen Stand Luzern. Nach weiteren Handänderungen erwarb 1517 der Stand Glarus die Herrschaft. In der Zeit von 1526-1529 setzte sich in Werdenberg die Reformation durch. Die Landvögte auf Schloss Werdenberg hatten bis 1798 Gerichtshoheit und Kollatur inne. 1803 Eingliederung in den neu gegründeten Kanton St.Gallen, bis 1831 im Bezirk Sargans, dann im neuen Bezirk Werdenberg. Die Rheinfähre zwischen Räfis und Schaan wird um 842 erwähnt. Ab Beginn des 18. Jhs. bestand eine Fährverbindung zwischen Burgerau und dem Möliholz (zwischen Schaan und Vaduz). Vom 15. bis ins frühe 17. Jh. sind Wuhrstreitigkeiten zwischen Buchs und Schaan-Vaduz überliefert. 1868 wurde die Holzbrücke zwischen Buchs und Schaan eröffnet, deren westlicher Teil 1927 vom Rheinhochwasser mitgerissen wurde. 1928/29 erfolgte der Bau der ersten modernen Strassenbrücke. 1858 wurde Buchs an das schweizerische Eisenbahnnetz angeschlossen. 1872 erfolgte die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Buchs-Feldkirch.


Das Bahnhofareal von Buchs (dem "Tor zum Osten"). Hinten die Südkette des Alpsteins (von Gätterifirst und Mutschen über Chrüzberge und Saxerlugge bis zum Hohen Kasten absteigend).

Bis ins späte 19. Jh. lebte die Bevölkerung von Buchs mehrheitlich von der Landwirtschaft. Bis zum 1. Weltkrieg erhielt die Stickerei grosse wirtschaftliche Bedeutung. Dann siedelten sich internationale Speditionsfirmen und namhafte Industrie- und Gewerbebetriebe an, welche die Wirtschaftsstruktur im 20. Jh. prägten. (Teils nach M. Bugg in HLFL 1, 128f.)

Patrozinien

Vgl. Hilty 1926, 96-101; WJ 2000, 56.

St.Georg (abgegangen; wohl im Gebiet Chappeli; Kapelle, 842 erwähnt, angeblich auf das 7./8. Jh. zurückgehend; 1484 als Kirche bezeichnet; vgl. WJ 2000, 55f.).

St.Katharina (abgegangen; Räfis: vgl. WJ 2000, 56).

St.Jakob (abgegangen; Altendorf [!]; vgl. WJ 2000, 56).

St.Wolfgang (abgegangen; im Gebiet Grosse Grof [!]; vgl. WJ 2000, 56).

St.Martin (1484 errichteter Vorgängerbau der heutigen evangelischen Kirche von 1932).

Herz-Jesu-Kirche (kath. Kirche in der Grof, 1963-1965 erbaut).

Einwohner

12 450 (31.12.2017). Ältere Zahlen: 1950: 5 204, 1900: 3 851; 1850: 2 015, 1831: 1 781.

Gemeindefläche, Höhenlage

Grundfläche: 15,95 km2
Höhenlage: Evang. Kirche: 450 m
Höchster Punkt: Glannachopf (2232 m)
Tiefster Punkt: Buchser Wisen (Ceres): 445 m

Alpen
[Flächenangabe: bereinigte Weideflächen, vgl. WJ 1989, 18]

Imalbun (Undersess und Obersess). EigentĂĽmer: Ortsgemeinde Buchs. 157 ha.

Alpen ausserhalb der Gemeinde:

ValtĂĽsch (Gemeinde Mels). EigentĂĽmer: Ortsgemeinden FrĂĽmsen, Buchs und Sevelen. 465 ha.


Zuoberst in der Alp Imalbun, bei den Lunabrünnen. Im Hintergrund links der Altmann, weiter links die Chrüzberge.

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